Zukunft bauen – im Hier und Jetzt
Nein, sie seien keine Weltverbesserer. Es gehe ihnen auch nicht um eine neue Marketingmaßnahme. Christine Machacek und Friedrich Nagel, Geschäftsführer der SÄBU Holzbau GmbH, lächeln. Doch das Thema ist ihnen ernst, sehr ernst. Die beiden sind Überzeugungstäter. Überzeugt davon, dass Nachhaltigkeit in allen Lebensphasen eines Gebäudes endlich im Brennpunkt stehen muss. Friedrich Nagel konstatiert nüchtern: „Sich für den Schutz von Umwelt und Klima einzubringen, ist für uns als Unternehmer schlichtweg eine Frage des Überlebens.“
Der Bauingenieur hat dabei nicht (nur) die Menschheit als solche im Blick, er sieht es vielmehr pragmatisch und meint: „Wenn ein Betrieb die ökologischen Herausforderungen nicht annimmt, ist er in ein paar Jahren weg vom Markt.“ Nicht erst seit gestern beschäftigt sich das Holzbau-Unternehmen daher intensiv mit Lösungen im Bereich des ökologischen Bauens, mit nachhaltigen Prozessen in einer energieintensiven und konservativen Branche sowie mit der Verbesserung des eigenen CO2-Abdrucks. Jeder Einzelne habe die Pflicht zu handeln, betonen die Geschäftsführer, trotz und insbesondere dann, wenn verbindliche politische Vorgaben fehlen.
„Die Klimawende ist eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagt Nagel und schließt ohne Zögern an: „Deshalb treibt uns die Frage um: Wie können wir als Bauunternehmen zum Schutz von Umwelt und Klima beitragen?“ Darüber macht sich Christine Machacek seit vielen Jahren Gedanken. Die SÄBU-Geschäftsführerin befasst sich seit langem mit werteorientierter Unternehmenskultur und ethischem Wirtschaften (das Allgäuer Wirtschaftsmagazin berichtete bereits mehrfach). Sie ist es, die eine auf harten Kriterien fußende Gemeinwohlbilanz angegangen ist und soziale wie ökologische Werte im Unternehmen verankert. Sie will Antworten auf Fragen wie diese: „Wie übernehmen wir soziale Verantwortung? Wie stehen wir zu sozialer Gerechtigkeit? Und wie achten wir auf unsere Umwelt?“ Die Gemeinwohlbilanz veranschauliche, so Machacek, in welchem Maß Verantwortung für Mitarbeiter, Gesellschaft, Umwelt und Lieferketten übernommen werde und Entwicklungspotential in allen diesen Bereichen vorhanden sei. Dabei spielen Kriterien wie Menschenwürde, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz der Prozesse eine wichtige Rolle, sie werden messbar und vergleichbar gemacht.
Eine erste Bilanz zeigt: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Und das vielleicht noch Wichtigere: „Wir haben das Ziel im Blick.“ Ist ja schön und gut, mag der Ökonom sagen. Jedoch muss ein Unternehmer zuallererst und meistenteils nun einmal Geld verdienen. Hier schaltet sich Friedrich Nagel ein, der Techniker und Controller, wie er selbst von sich sagt, und meint: „Wer den ökologischen Aspekt seiner Produkte vernachlässigt, seine Firma nicht klimaverträglich ausrichtet, nicht selbst verantwortungsvoll wirtschaftet, der wird seine Berechtigung auf einem zunehmend ökologisch denkenden Markt verlieren.“ Dass nicht mehr nur das billigste Angebot den Zuschlag erhält, zeigen Beschlüsse öffentlicher Auftraggeber. Diese sehen vor, nicht mehr nur wirtschaftliche, sondern gerade zunehmend ökologische Aspekte bei der Vergabe von Bauprojekten zu berücksichtigen, also beispielsweise nachhaltige Materialien, Wärmeschutz und Begrünung im Verfahren positiv anzuerkennen. Denn die Jahrzehnte billiger Energie und endlos erscheinender Ressourcen sind auch im Bauwesen unwiederbringlich vorbei. Auch bei den Kommunen hat ein Bewusstseinswandel eingesetzt.
Dreiklang der besten Möglichkeiten
Die Herausforderung liege nun darin, auch ökologisches Bauen wirtschaftlich zu gestalten. Das heißt in Nagels Worten: „Bauen darf nicht noch teurer werden, aber unbedingt nachhaltiger.“ Es gelte nun einen optimalen Dreiklang der besten technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Lösungen anzubieten. „Wir suchen die maximale Effizienz dieser drei Ansätze, die bei jedem Bauvorhaben, um das wir uns bewerben, angewendet wird.“ Und nur wer diesen Dreiklang am besten beherrsche, der werde am Ende bestehen, ist sich Nagel sicher. Es sei hier nebenbei erwähnt, dass SÄBUs Auftragsbücher auf lange Zeit hin gut gefüllt sind. Baupartner wie Architekt Franz Kisters loben nicht nur die gute Zusammenarbeit mit dem Holzbauunternehmen aus Biessenhofen, sondern auch dessen Engagement: „Wenn ein Anbieter wie SÄBU das günstigste Angebot abgibt, ist das Segen“, sagt Kisters und verweist dabei auf die Gebundenheit der öffentlichen Hand, dem wirtschaftlichsten, sprich kostengünstigsten Anbieter zunächst den Vorzug zu geben.
Ökologisches Bauen dem Kostendiktat zu unterwerfen, erscheint dennoch als ein Drahtseilakt. Der Baustoff Holz bietet einen genetischen Vorteil, da er positiv in die CO2-Bilanz eines Gebäudes einfließe, so Nagel. Doch selbst Holz ist eine endliche Ressource, die zudem beim Rückbau viel CO2 freisetzt. Denn der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes muss beachtet werden. Das fordert beispielsweise der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der die CO2-Emissionen aus Bau und Nutzung von Gebäuden für etwa 30 Prozent der gesamten Emissionen in Deutschland verantwortlich macht. Damit sind Gebäude einer der CO2-Hauptverursacher in Deutschland.
Jetzt die Klimaerwärmung stoppen!
So sehen sich verantwortungsvolle Bauunternehmer einem ganz besonderen Dilemma gegenüber. „Wir wollen unseren Beitrag leisten, müssen aber gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben“, sagt Nagel. Doch der Unternehmer ist wie Geschäftsführerin Machacek angetrieben von der inneren Überzeugung, nicht mehr länger warten zu wollen. „Wir müssen jetzt die Reduzierung der Klimaerwärmung angehen.“
Mit Nachdruck werden die hauseigenen Produkte und technischen Lösungen – SÄBUs Portfolio umfasst vier Bausysteme – nicht mehr ausschließlich auf technische Umsetzbarkeit und Kosten geprüft. Hinzu kommt intern der ökologische Aspekt, der bei Beratern, Planern und Kalkulatoren einen gleich hohen Stellenwert besitzt. Egal ob Bauelemente für den Holzsystembau, Hybridbau oder den Raummodulbau – alle am Unternehmensstandort gefertigten Bauteile sind voll und ganz klimaneutral hergestellt. Oftmals kann der Bauherr darüber hinaus noch während der Planungsphase von einer ökologischeren Variante – beispielsweise im Bereich des Decken- oder Wandaufbaus – pro aktiv überzeugt werden.
Seit 2021 klimaneutral
Ein Schritt folgt auf den anderen. So ist der Standort des Familienunternehmens seit fast zwei Jahren klimaneutral. „Wir wollen es unseren Kunden vormachen und natürlich auch selbst einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten“, sagt Machacek. Das Unternehmen hat als Mitglied der Initiative „Klimaschutz Holzindustrie“ eine CO2-Bilanzierung des Betriebsstandortes erstellen lassen und Emissionen bestmöglich reduziert. Gleichzeitig werden unvermeidliche Emissionen mit CO2-Ausgleichszertifikaten kompensiert, die Waldschutzprojekte in Peru und Brasilien vorantreiben. Zugleich nutzt der Betrieb zu 100 Prozent Ökostrom aus Bayern. Irgendwie logisch, dass das Unternehmen zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft verarbeitet. Seit 25 Jahren beliefert zum Beispiel Holzbearbeiter Max Weihele aus dem nahegelegenen Görisried das Bauunternehmen in Biessenhofen. Auch Weihele hat eine klare Haltung zum Klimaschutz: „Bäume abholzen und neue Bäume anpflanzen: Das ist ein Geben und Nehmen zwischen Mensch und Natur.“ Dieser Satz hätte auch von Christine Machacek stammen können.
Es mögen kleine Schritte sein im Rennen um den Erfolg der Klimawende. Doch sie gründen auf der Erkenntnis, dass die SÄBU Holzbau GmbH mehr kann als Umsatz und Gewinn. Sie gründen auf der Erkenntnis, dass ein Unternehmen stets auch eine gesellschaftliche Verantwortung trägt, eine Verantwortung gegenüber Kindern und Enkeln. Denn mit einem Baum fing auch SÄBUs Geschichte einmal an. „Ohne das Zutun der Natur wäre keines unserer Projekte je möglich gewesen!“
Der Beitrag »Zukunft bauen – im Hier und Jetzt« wurde im Dezember 2022 in der Ausgabe Regio Spezial des Allgäuer Wirtschaftsmagazins veröffentlicht.
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